Inspirationsreise
Zu Besuch in zwei innovativen Kirchen in Frankfurt und Aschaffenburg
Zuerst war es nur so eine fixe Idee: „Wir müssten mal auf Deutschland-Tour gehen und uns ein paar interessante Kirchen angucken.“ Anlass waren die Überlegungen zur Umgestaltung der Heilig-Geist-Kirche und die Frage, wie es mit der Kirche St. Michael aufgrund des maroden Daches weitergehen kann. Viel grundlegender aber die Fragen, wie wir zukünftig Kirche sein und Gottesdienste feiern wollen, wie unsere Kirchen also zu „Zukunftsräumen“ werden könnten.
Als wir im Frühjahr in den Pastoralprozess Immobilien eingetreten waren, wurde aus der lockeren Idee dann ein Plan: Wir – der Pfarrgemeinderat und das Pastoralteam – machen eine Inspirationsreise! Wir fahren nach Frankfurt und Aschaffenburg, um dort jeweils ein innovatives Kirchenprojekt anzusehen und uns vor Ort mit Menschen, die diese Kirchen mit Leben füllen, auszutauschen.
Unsere erste Station war die Kirche St. Johannes in Frankfurt-Goldstein, Teil einer fusionierten Pfarrei mit mehreren Kirchorten. Ihre Überschrift: Erlebnis Kirche. Neben den Schwerpunkten Citypastoral / Offene Kirche und Familienkirche an den anderen beiden Kirchorten geht es hier um Spiritualität, um besondere Gebets- und Liturgieformen. Hier darf experimentiert werden.
Ein sehr freundliches Team, bestehend aus einer ehrenamtlichen Gast-Geberin, zwei Gemeindereferentinnen und dem Pfarrer, empfing uns mit Kaffee und Kuchen (und natürlich auch Tee!). Wir erfuhren vom Werdegang dieser noch sehr neuen Kirche, die erst im Juli 2021 von Bischof Georg Bätzing eingeweiht worden war. Am Anfang stand in dieser Pfarrei die Frage nach dem Konzept: Was wollen wir? Was ist uns wichtig? Die Überlegungen führten zu den oben genannten Schwerpunkten der pastoralen Ausrichtung der drei Kirchen. Die alte St.-Johannes-Kirche in Goldstein (mit sanierungsbedürftigem Dach!) wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, in dem viel möglich ist, wovon andere noch träumen: Fußbodenheizung, bequeme und gleichzeitig schöne Stühle, viel Licht durch Glasflächen im Dach, die den Blick in den Himmel ermöglichen.
Zum neu gebauten Ensemble gehören neben der Kirche auch Büro- und Versammlungsräume, eine beeindruckende Küche, ein einladendes Foyer und ein blühendes und bienenfreundliches Außengelände. Erlebnis Kirche – das hat uns begeistert! Sowohl die Räume, als auch die inspirierenden Gespräche.
Am nächsten Tag stand als zweite Station die Kirche Maria Geburt in Aschaffenburg-Schweinheim auf dem Programm. Auch hier wurden wir von einem einladenden Team aus Ehrenamtlichen und dem Pfarrer der Gemeinde begrüßt. Ganz anders und genau so spannend konnten wir diesen Kirchenraum erleben. Die über 100 Jahre alte neogotische Kirche war vor Jahren vom Künstler Leo Zogmayer gestaltet worden. Nach mehreren Zwischenschritten ist der Altar ganz in die Mitte der Kirche gerückt, die Gemeinde versammelt sich im Kreis auf Stühlen sitzend darum. Auch hier war die Frage „Wie feiern wir Gottesdienst?“ die Leitlinie. Bewusst hat man sich entschieden, ein „nach vorne“ ausgerichtet zu sein aufzugeben. Bei unserem Besuch kurz vor Erntedank war der Altar fast ganz von einem Berg Muttererde eingehüllt, dies aber natürlich nur temporär. Frei-Raum spielt in dieser Kirche eine große Rolle, Licht und Luft sind erlebbar. Die Feier der Liturgie wird hier sehr bewusst vollzogen, der Empfang der Kommunion im Kreis mit allen Feiernden gemeinsam ist bestimmt ein wunderbares Erlebnis. Auch hier wurden wir hervorragend mit selbstgebackenem Kuchen versorgt, den wir im herbstlichen Sonnenschein sogar im Freien genießen konnten.
Ein großes Dankeschön gilt beiden Teams für die geschenkte Zeit, die guten Gespräche; für Zahlen, Daten, Hintergründe – und die leckere Bewirtung! Wir sind sehr inspiriert nach Hause gefahren. Sicher werden Gedanken, Bilder, Ideen in den weiteren Pastoralprozess Immobilien einfließen – damit wir Kirche in Zukunftsräumen sein werden.
Text: Ute Köhler
Fotos: Minh Vu und Ute Köhler
Hier geht´s zu den beiden Kirchen: