... und es geht weiter!
Wort-Gottes-Feiern von Gründonnerstag bis Ostern
"... und es geht weiter!" - unter diese Überschrift hatte das Vorbereitungsteam die drei Gottesdienste gestellt, die an Gründonnerstag, Karfreitag und in der Osternacht als "Triduum" eigentlich einen einzigen großen Gottesdienst bilden. Die Schrifttexte des Lukas-Evangeliums in den Mittelpunkt stellen, sie mit unserer aktuellen Lebensrealität in Verbindung bringen und beides gemeinsam wirken lassen - das war die Grundidee des Teams, bestehend aus Annette Sasse, Andrea und Hans Potthast, Marina und Martin Seidel und Diakon Peter Abel. Und da bekannternaßen die Heilig-Geist-Kirche wegen der Baumaßnahmen in diesem Jahr nicht für Gottesdienste zur Verfügung steht, war auch klar: Wir gehen an andere Orte, an Orte, wo "das Leben spielt".
Die Abendmahlsfeier am Gründonnerstag...
... hatte ihren Platz beim Guten Hirt im alten Feuerwehrhaus. Wo jeden Montag viele Menschen ihre Tüten mit Lebensmitteln entgegennehmen können, war eine einfache, aber festliche Tafel gedeckt. Brot und Wein, Wasser, Trauben und Brotaufstriche standen bereit. Nach Musik und Begrüßung waren alle Teilnehmenden zu Gespräch und Austausch eingeladen. Wie geht es dir heute? Wo erlebst du Gottes gute Taten in deinem Leben? - waren die Gesprächsimpulse. In dieses lebendige Miteinander hinein wurde das Mahl gefeiert, gegessen und getrunken und weiter erzählt - eine große Tischgemeinschaft.
Erst im dritten Teil des Gottesdienstes hatte die Lesung der biblischen Schrifttexte ihren Platz. In mehreren Abschnitten, mit Stille und einem Liedruf als Antwort der feiernden Gemeinde:
"Du bist so fern, du bist so nah, du bist so anders und doch da.
Du bist im Leben, du bist im Tod, du bist die Liebe, guter Gott."
Der Gottesdienst endete mit dem schweigenden Auszug aus dem "Abendmahlssaal" und dem vor der Tür gesungenen Taizé-Lied "Ubi caritas et amor".
Karfreitag unterwegs durch Sarstedt
Der Kreuzweg am Karfreitagnachmittag begann an der Heilig-Geist-Kirche und führte dann zu mehreren "Leidens-Orten" in Sarstedt. Die erste Station waren die Stolpersteine in der Fußgängerzone, die an jüdische Menschen erinnern, die von dort deportiert und getötet wurden. Ihnen wurde hier sehr eindrücklich und bewegend eine Stimme verliehen und ihre Lebenssituation dem Kreuzweg Jesu gegenüber gestellt.
Weitere Stationen waren das Soziale Kaufhaus und der Gute Hirt. Auch hier gab es jeweils einen Abschnitt der Passion Jesu und eine (fiktive, aber realistische) Lebensgeschichte von Betroffenen, die durch unterschiedliche Ereignisse an den Rand der Gesellschaft geraten waren.
Der Kreuzweg endete mit einer letzten Station im Chorraum der Baustellen-Kirche, mit dem Tod Jesu und doch auch einem Ausblick in einem Lied:
"Du glättest die Wogen und alles wird leise.
Du glättest die Wogen auf meiner Reise.
Du nimmst mir die Angst und schenkst mir das Leben,
hast alles gegeben, im Großen und ganz."
Ostern am Feuer in Ruthe
Die Osternacht begann im illuminierten Pfarrgarten in Ruthe rund um den Feuerkorb, in dem das noch nicht brennende Holz sorgsam aufgestapelt war. Nach einem ersten, in die dunkle Nacht gesungenen Lied, wurde das Feuer entzündet und bildete den Mittelpunkt der nun sichtbaren Feiergemeinde. Auch hier wurden alle Mitfeiernden zum Gespräch als "warming up" eingeladen, bevor dann die Osterkerze gesegnet und am Feuer angezündet wurde. Hinter der Osterkerze zog die Gottesdienstgemeinde mit einer Prozession in die Ruther Kirche ein.
Mit einem etwas ungewöhnlichen Halleluja wurde das Oster-Evangelium von der Auferstehung Jesu eingerahmt. Ungewöhnlich, aber dann doch vielen als Melodie bekannt, sang der Spontanchor den israelischen Siegertitel des Grand Prix Eurovision de la Chanson von 1979 (wenn Sie es googeln, kommt es auch Ihnen bestimmt bekannt vor). Statt einer Predigt hatte das Leitungsteam Texte von Glaubenszeug:innen ausgesucht, die für Haltung, Mut und Zuversicht standen. So kamen durch Marina Seidel, Peter Abel und Annette Sasse in dieser Osternacht Dietrich Bonhoeffer, die amerikanische Bischöfin Mariann Budde und die an Leukämie erkrankte Pädagogin Gabriele Schnös zu Wort.
Nach Gebet, Friedensgruß und dem feierlichen Ostersegen stimmte der Spontanchor das letzte Lied an. Martin Seidel übernahm den Solopart der Strophen von "Lord of the Dance", aber alle Mitfeiernden fielen in den Kehrvers ein:
"Dance, dance, wherever you may be.
I am the Lord of the Dance, said he.
And I´ll lead you all wherever you may be,
and I´ll lead you all in the dance, said he."
Fröhlich und beschwingt endete so die Osternachtfeier. Beim Verabschieden am Ausgang gab es viele positive Rückmeldungen auf den bewegenden Gottesdienst. Ganz am Ende trafen sich die Mitwirkenden zum Ausklang noch auf "ein letztes Glas im Stehn" und ein Stück Osterzopf rund um die restliche Glut im Feuerkorb. Und dazu sang die Nachtigall im Ruther Pfarrgarten.
Text: Ute Köhler
Fotos: Hans & Tim Potthast